Achtsamkeit

Den Alltag gestalten

Achtsamkeit

Es ist jederzeit möglich, sich direkt mit dieser Einheit durch Atma-Vichara (Non-duale Meditation) zu verbinden, dem Zustand der Sie einlädt, wenn Sie bereit sind, das Leben wirklich zu geniessen.

Üblicherweise denkt fast jeder beim Stichwort Meditation an Ruhe und Entspannung in Abgeschiedenheit (Natur, Kloster). Achtsamkeit dagegen ist eine bewusste, wachsame Haltung dem Leben gegenüber, in der es weder klein noch groß, richtig oder falsch gibt. Jeder Moment des Lebens ist ein kostbares Geschenk, den es gilt, mit Respekt zu begegnen, ohne sich dabei moralischen oder religiösen Stress zu machen. Achtsamkeit als Übung ist weder vom Buddhismus, noch von anderen, autoritären Kulten gepachtet, geschweige denn, entwickelt worden.

Achtsamkeit ist gelebtes Mitgefühl allen Lebewesen gegenüber, dem Gegenteil von Mitleid!

Die Praxis der Achtsamkeit

Die Praxis der Achtsamkeit fokussiert insbesondere das normale, weltliche Alltags-geschehen, sie ist dafür geschaffen worden, im Alltag ein offenes Gewahrsein zu entwickeln. Unsere Aufmerksamkeit ist eng mit unserem Bewusstsein verbunden, erst die bewusste Zuwendung zu einem Gefühl oder einem Gedanken ist die notwendige Bedingung dafür, dass uns diese bewusst werden. Dennoch verarbeitet das Gehirn auch parallel Vorgänge, auf die wir nicht unsere Aufmerksamkeit richten.

Regelmäßige bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf einzelne Körperteile oder den gesamten Körper, führt zu einer besseren Durchblutung, einer Stärkung des Immun-systems und allgemein zu einem verbesserten Gesundheitszustand. Dies wird u. a. im Hatha-Yoga, Taijiquan oder Qigong zur Gesunderhaltung genutzt. Bei diesen Aktionen spielt das Bewusstsein eine große Rolle, wenn Sie einen hohen Benefit erreichen möchten.

Achtsamkeit kann nur 'im' jetzigen, aktuellen Moment geschehen, sie kann Sie tiefer zum Zentrum der Quelle ihres Bewusstseins führen. Achtsamkeit nutzt ganz gezielt die Intelligenz aller Körperzellen. Um es richtig zu verstehen: Achtsamkeit ist als neutraler Zustand geeignet, hinter der Entstehung von Gefühlen und Gedanken zu stehen und diese lediglich in deren Kommen und Gehen ausschließlich zu beobachten.

Vom Wesen her hat die klassische Lehre von Achtsamkeitsübungen einen interessanten Ansatz: Nicht äußere Umstände und Situationen verursachen Stress, sondern wie wir mit ihnen umgehen. Diese Haltung kann helfen, den Moment zu akzeptieren, wie er ist, um später nach entsprechender Evaluierung, das Mind-Set zu ändern. Achtsamkeit kann nachgewiesenermaßen u. a. auch Stress, Depressionen und Schmerzen lindern.

Das Resultat von Achtsamkeitsübungen ist einfach und wirksam: Die bewusste Eigenwahrnehmung ermöglicht eine gesteigerte Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit ist die persönliche Überzeugung, das eigene Leben mitgestalten zu können und sich selbst weniger als Opfer unkontrollierbarer Umstände wahrzunehmen. Sie lernen, dass Sie es weitestgehend selbst in der Hand haben, was durch Ihr Denken und Fühlen verursacht wird. Sie entscheiden, was mit Ihnen geschieht und nicht geschieht, ohne Kampf für oder gegen etwas.

Achtsamkeitsübungen helfen als Einstieg zu lernen, dem jeweiligen Moment die volle Aufmerksamkeit zu schenken, und zwar ohne zu bewerten oder mit dieser Haltung in irgendeiner Weise fixiert oder starr durch das Leben zu laufen. Es geht darum, das Fließen ihrer Energie mit dem Objekt ihrer Aufmerksamkeit im Moment verbunden wahrzunehmen, also eine verbundene, möglichst hingebungsvolle Einheit zwischen Subjekt und Objekt zu erschaffen. Hat sich diese Art der Wahrnehmung von selbst eingespielt, denn auch hier gibt es keinen Zeitplan oder vorgeschriebenen, spirituellen Erfüllungsstress, werden Sie sehr viel Kraft und Energie aus dem jeweiligen Moment des Alltags schöpfen können.

Der Alltag als Seins-Instrument

Sinn, Sinnsuche und Alltagspraxis verschmelzen auf natürliche Weise, da die spontane Erfahrung des Seins (die reine Erfahrung der Gegenwart) nicht nur auf körperlicher Ebene Kraft verleiht.

Jeder Musiker, ob klassisch oder modern, findet erst aus dem neutralen Moment des Gegenwärtigen seinen Flow, kommt durch die Improvisation einer Session und findet daraus eine Vielzahl von Perspektiven, eine Komposition so oder anders zu kreieren.

Einfache Alltagsmomente wie das Trinken eines Glases Wasser, einer duftende Tasse Tee oder Kaffee oder dem Hören eines zwitschernden Vogels, führen zu einem tieferen, sinnlicheren Erlebnis, jederzeit. Wenn Sie ein Glas Wasser ganz aufmerksam trinken — entfalten Kühle, Geschmack und Volumen völlig neue Qualitäten. Auch ein sorgsam gedeckter Tisch kann so zu einem impressionistischen Bild werden, ohne dass dabei das Essen kalt werden muss.

Der Körper als Seins-Instrument (Kurzauszug)

Das meditative Gehen: Bei der Gehmeditation wird möglichst bewusst ein Fuß vor den anderen gesetzt. Dabei gilt es, die volle Aufmerksamkeit auf die Fußsohlen zu lenken, den Kontakt mit dem Untergrund sowie die Druckveränderung bei jedem Schritt intensiv zu spüren. Dabei wird parallel der Atem an das Gehen angepasst.

Achtsamkeit hilft, den Körper besser wahrzunehmen, eben mit der gleichen Neugier wie Forscher oder Kinder, gleichzeitig.

Frage: Kannst du mir erklären, wie Achtsameit tatsächlich und wirkungsvoll funktioniert?

Antwort: Während eines Zen-Schweige-Retreats in Todtmoos/Deutschland wurden alle Teilnehmenden aufgefordert, alles so langsam wie irgend möglich zu tun, um jeden einzelnen Moment mit größter Klarheit wahrzunehmen.

Was anfänglich für alle TeilnehmerInnen zu einer teilweise einzigartigen Lachorgie ausartete, wir waren alle gemeinsam 24/7 permanent zusammen, entwickelte sich allmählich zu einem Orkan von Bewusstheit. Es geschah phasenweise, dass dich beim meditativen Gehen ein "Blitz" von derart starker körperlicher Präsenz traf, also einem unfassbaren Energieschub, dass ich gar nicht mehr mechanisch gehen konnte, geschweige denn ein Ziel haben konnte. "Es" ging mich bzw. es ging durch mich in kraftvoller Präsenz.

Ebenso geschah es beim Essen: Es (die Kraft der gegenwärtigen Achtsamkeit) isst regelrecht durch dich, nicht schnell oder langsam, nicht gierig oder ablehnend, nicht durch Analyse schmeckend oder bewertend. Die Koordination der Kaumuskeln, der Zunge, der Zähne ist parallel hellwach, diese erhalten in deiner Wahrnehmung Bewusstsein. Alles am Vorgang Beteiligte war also nicht nur passiv oder mechanisch in Aktion, um den Speisebrei den Schlund hinunter zu bewegen. Trotzdem ist eine 'Mahl''-zeit' (also die Zeit des Vermahlens, Verstoffwechselns von Nahrung im Mund) zeitlich gemessen weder länger noch kürzer, als wenn du im Restaurant essen würdest.

Den meisten Teilnehmern wurde dabei unheimlich, denn auch beim Gang auf die Toilette hatten diese Erwachenserlebnisse, sogar wenn du einen Schuh an- oder auszogst. Einige verließen dann aus der Angst vor dem Erwachen das Retreat, weil sie einfach nicht wussten, wohin sie mit all der natürlich freigewordenen Energie sollten, manche glaubten, förmlich zu explodieren.

Es gab am fünften und sechsten Tage überhaupt kein klein- oder groß mehr, kein wichtig oder nebensächlich für dich, alles war einfach, und zwar strahlend, leuchtend in Form und gleichzeitig außerhalb der Form energetisch vibrierend. Wieder verließen 2-3 Teilnehm-ende, vor allem Personen aus dem Bereich des Managements, die 40-köpfige Gruppe der Veranstaltung, sie hatten keinerlei Orientierungspunkte mehr, keinen verstandesmäßigen Halt mehr; es gab keine disziplinierenden Order mehr auszuführen, wohin jetzt?

Ich betone, dass die gesamte Zeit geschwiegen wurde (außer natürlichen Körperregungen) und zusammenfassend einmal abends die individuelle Möglichkeit bestand, Fragen, ähnlich dem Diskurs des Sokrates zu stellen. Alle Fragen wurden beantwortet, sodass die Tiefe der Erlebnisse noch verstärkt wurde.

Langsam verstanden die Teilnehmenden den Hintergrund des Schweige-Retreats: Der jeweilige Moment lebt ohne Regeln, auch danach entstehen keine Regeln. Jeder Moment wurde durch die völlige Kontroll- und Erwartungshaltungslosigkeit zu einem respektvollen, heiligen Moment des Seins. Dieser Moment übertrug sein Echo selbstständig in den nächsten, kommenden Moment weiter und so weiter in dieser Folge.

Achtsamkeit dient vielen Menschen über die Wahrnehmung ihres Körpers und der direkten Umwelt im gegenwärtigen Sein, Bewusstsein und Kraft zu schöpfen. Dies wäre eine von vielen Möglichkeiten, einen Zugang zur Lebensenergie, einem der drei Säulen des Fundaments Körper-Lebenskraft-Wahrnehmung, zu bekommen.

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